Hamburg, 23.08.2012

Schadenfreude ist eine ganz miese Eigenschaft, und noch mieser, wenn Unschuldige ihr Ziel sind. Hier aber musste ich doch mal laut lachen, auch wenn die eigentlichen Opfer echt nix dafür können.

Der Senat im US-Bundesstaat ist arschkonservativ, zumindest seit 2000. 1990 war er’s auch, und hat da ein schönes Gesetz verabschiedet, dass die Unterrichtung von Pastafarianismus Kreationismus an den Schulen ausdrücklich unterstützt.

2009 pimpt Kentucky sein Bildungssystem und schließt es an nationale Standards an.

2012 fällt denen plötzlich auf, dass die nationalen Zulassungstests für Colleges, die ja seit 2009 auch für Kentucky gelten, Kenntnisse in Evolutionsbiologie verlangen. Das finden sie dann wiederum nicht so toll.

Hamburg, 21.07.2012

 

Kleiner Nebenaspekt der Olympischen Spiele in London.

Nein, nicht die Bestechlichkeit des IOC bei der Vergabe der Spiele. Nicht die übliche Entrechtung kleiner Betriebe durch semisportaffine Sponsoren. Auch nicht das sportliche Ignorieren privaten Eigentums zu Gunsten bestimmt sehr wichtiger Sicherheitsmaßnahmen.Alles kalter Kaffee.

Nein, ich bin über eine Zahl gestolpert. Eine einzelne Zahl. Bei so einer Sportveranstaltung braucht’s hier und da mal einen Polizisten, der aufpasst, dass keiner Quatsch macht. Können ruhig mehrere Polizisten sein, der Steuerzahler hat’s ja. Nun haben wir ja mittlerweile 2012, es ist en vogue, den nichtsahnenden Passanten nicht mehr durch Beamte anzuhalten, zu befragen, zu durchsuchen, zu verhaften und zu verkloppen, sondern diese hoheitlichen Vergnügungen auf private Zeitarbeitsfirmen zu übertragen. Die das dann nicht mal gebacken kriegen.

So, und jetzt die Zahl: Die börsennotierte, also eher semialtruistisch motivierte Sicherheitsfirma G4S bekommt für die Bereitstellung von 10.000 mutmaßlich aus dem Heer britischer Arbeitsloser zu rekrutierender Wachmänner 300.000.000 Pfund. Das sind 38.000 Euro pro Wachmann. Für eine auf 17 Tage befristete Stelle. Das muss man erst mal sacken lassen. Zahlt alles der Bürger, wie gesagt.

Hamburg, 13.07.2012

 

Heute widmen wir uns mal einem beliebten Thema aus dem Fachgebiet „Medizin“, und zwar dem auf Cocktail-Empfängen gängigen Smalltalk-Thema „Beschneidungen“.
 
Um medizinisch gebotene Schnippelei soll’s dabei eher nicht gehen, das wär auch nicht grad ein aktuelles Thema, sondern um das Vorhautmassaker aus religiösen Gründen. Analysieren wir das ganze mal kurz durch.

 

1.) Ist das Befolgen religiöser Vorschriften prinzipiell schädlich?

Wohl eher nicht. Pastafaris sind angehalten, bei ungewöhnlichen Sexpraktiken Kondome zu benutzen – sicherlich keine schlechte Sache. Satanisten sehen jede Form der Nächstenliebe als verwerflich an, und wie man an z.B. Josef Ackermann sieht, fahren sie recht gut damit.
 
2.) Ist denn Beschneidung schädlich?
Na ja, was heißt schädlich – erst mal ist sie unumkehrbar (und selbst wenn man das in der Kindheit abgeschnippelte Gebimsel sofort schockfrostet, später wieder drantackern wird schwierig, da isses dann etwas zu klein…), und Generationen junger Mädchen werden durch die Beschneidung in tiefe Verwirrung gestürzt.
 
3.) Aber die Eltern werden doch wissen, was gut für ihr Kind ist!
Jau, aber so was von. Immer. War schon bei den Mayas so, bei den Chinesen z.B. auch. Gegen eine chinesische Maya nimmt sich so ein Vorhautloser sogar einigermaßen intakt aus. 
 
Also es ist ja schon schlimm genug, dass die Eltern für einen festlegen, was man später zu glauben hat. Aber einem dafür auch noch Körperteile zu amputieren ist, wie das LG Köln festgestellt hat, schlicht Körperverletzung. Der arme Junge kann ja mit 18 oder so immer noch selbst Hand bzw. Messer anlegen – dürfte den Anteil beschnittener Männer freilich leicht senken.
 
Und die kriminellen Amateure, die dieses Land regieren, erblöden sich nicht, Kinderverstümmelungen auch noch zu fordern. "Verantwortungsvoll durchgeführte Körperverletzungen müssen in diesem Land straffrei möglich sein.", so ein Camorra-Sprecher. Heißt das, wenn ich morgen im Bus ein paar von diesen Nervtröten, die direkt hinter der Tür stumpf im Gang stehen bleiben, beschneide, ist das im Grunde eine notwendige Erziehungsmaßnahme? Na ja, diese bucklige Brut hat ja noch nie viel auf Gesetze gegeben.
 
In diesem Sinne: Happy Aua.
 

Hamburg, 18.06.2011

Zur Einordnung der Kompetenz des Bundesgesundheitsministeriums im allgemeinen und seines Chefs Daniel Bahr im besonderen reichen zwei Sätze aus einem aktuellen Spiegel-Artikels zum Thema Ehec.

Zum Ministerium: "Es sei unverständlich, warum wichtige Meldungen in einer solchen Situation per Post verschickt worden seien. " - nun, vermutlich, um den mit Gänsefedern in Sütterlin am Stehpult auf Büttenpapier geschriebenen Meldungen eine angemessene Beförderung zu ermöglichen.

Zu Bahr: "Wir müssen das Meldeverfahren an die modernen Kommunikationsmöglichkeiten anpassen, damit die Informationen darüber, wie sich die Zahlen der Erkrankten entwickeln, schneller verfügbar sind." - lieber Herr Bahr, die erste Email wurde fünf Jahre vor ihrer beklagenswerten Geburt versendet. Was ist denn für Sie dann ein modernes Datenlesegerät - die Datasette?

 

Hamburg, 15.06.11
 
Zu Ehec ist ja eigentlich alles gesagt. Bürotoiletten mit Sagrotan desinfizieren, Gurken vor dem Verzehr 20min bei 70° in der Waschmaschine schleudern und nach dem Analfisting Händewaschen nicht vergessen.
 
Einen gewissen Unterhaltungswert bietet die lokale Printzeitung „Mopo“, die immer mal wieder gut vor- und aufbereitete Interviews zum Thema führt – dem journalistischen Konzept folgend bestehend aus Foto, Vorname, Alter, Beruf und dann maximal zwei Sätze. Da fallen dann schon mal Bonmots wie „Hartmut (38), Kraftfahrer: „Das schlimmste ist die Unsicherheit. Muss ich jetzt sterben?““ oder „Susi (24), Nageldesignerin: „Ich verzichte vorerst auf Rohkost. Außer auf Rucola.““.
 
Ein etwas speziellerer Humor wird auch weiterhin ein Deutschlands größtem Realsatiremagazin „Spiegel.de-Forum“ gepflegt. Unter dem Schutz der Anonymität trauen sich Faschisten und Legastheniker, Esoteriker und Besserwisser, Verschwörungstheoretiker und Oberlehrer sowie, wie nachfolgend dargestellt, Menschen mit ganz, ganz schlimmen, unaussprechlichen Behinderungen an die Öffentlichkeit und legen ihre Meinung dezidiert dar.
 
Zwei nur als Beispiel:
 
„Ich lernt Schmorgurken durch meine Frau kennen, weil sie mir gut schmeckten, wollte ich sie in unregelmäßigen Abständen essen.“
 
„"Keimlinge" sind Pflanzenbabies, die schon aus ethischen Gruenden nicht verkannibalisiert werden sollten. Sondern die Chance erhalten, in natuerlichem Humus sich zu Pflanzenindividualisten zu entwickeln. Sie haben wie jedes Menschenbaby auch, grundsaetzlich erstmal Recht darauf, gross werden zu duerfen.
Als Dank fuers Grosswerden moegen dann die Menschen einen Teil der Pflanzenindividuen verspeisen und haetten jedenfalls dann erheblich mehr davon.
Die EHEC-Bakterien sind nichts als eine wichtige Naturpolizei, deren Aufgabe u.a. darin besteht, jene Menschen zu bestrafen, die sich partout nicht natuerlich ernaehren wollen.
Indem sie sich auf oder in die Keimlinge setzen, damit diese beschuetzen, bis die Schuetzlinge gross genug sind und die Ehec-Polizei mit Dank verabschieden werden.
Dann moegen die Menschen kommen und von diesen Pflanzen profitieren.
Diese Idiotenidee mit der Keimlinge-hype ist pure menschliche Geschaeftemacherei, ist denaturierter und daher gefaehrlicher Fremdfrass fuer uns.“
 
Und so geht das da die ganze Zeit. Man lernt dadurch Wahlergebnisse verstehen. Immerhin etwas.