Hamburg, 03.10.2012

 

Versuch einer differenzierten Betrachtung des Konflikts um eine landschaftlich unschöne Inselgruppe im Ostchinesischen Meer

 

 

Seit Tausenden von Jahren schon

will’s Wahlvolk unterhalten werden.

Es ist die Ehre der Nation

hierfür der stärkste Trumpf auf Erden.

 

Es kann, ob Lebensraum im Osten,

ob bloß ein Dutzend Hasstiraden,

mag’s auch die Nachbarschaft dann kosten,

ein kleines bisschen Zoff nicht schaden.

 

Vor Jahrzehnten konnten die Deutschen das gut.

Die Amis sind immer schon Meister gewesen.

Doch wer hier in Zukunft führen tut

sind die Schlitzaugen – Japse, Chinesen.

 

Zur Zeit kloppt man sich um acht blöde

Felsen. Wie brilliant – Chapeau!

Die Felsen sind so grau und öde

und unattraktiv wie Gütersloh.

 

Unter der Meeresoberfläche

gibt’s Fische, sapperlot, wen wundert’s,

und Öl und Gas, mein Gott, ich breche,

der heilige Gral unsres Jahrhunderts.

 

Ein historischer Abriss wär jetzt geschickt:

China im 14. Jahrhundert

hat zwar die Felsen als erstes erblickt,

doch kein Interesse, was niemanden wundert.

 

Im 19. Jahrhundert ist Japan gemein,

erkundet die Felsen und disst die Chinesen:

„Wir gliedern das Gerümpel mal ein.

Und übrigens: Ihr seid hier nie gewesen!“

 

Zu der Zeit hat Japan grad China gefistet,

durchpflügte Korea, schlug alles zu Brei.

Die Felsen wurden also unter „Japan“ gelistet,

doch dann kam Weltkrieg Nummer zwei.

 

Neueigentümer: Die Amis! Und eilig

dachten die sich: „Und jetzt? Ach komm,

uns ist über alle Maßen langweilig,

stochern wir mal im Boden rom.“

 

Es gab dort Signale von fossilen Brennstoffen.

Die Chinesen fingen sofort an zu flennen:

„Die Inseln! Quell unseres Bangen und Hoffen!

Uns ist, als würden wir sie kennen!“

 

Die Amis aber hatten andere Pläne

und gaben sie Japan: „Hier, bitte sehr!“

Die Chinesen gaben dann ordentlich Späne

und bastelten fleißig am Militär.

 

Sprung nach heute: Beide Seiten,

Japan und die rote Brut,

würden das Erdöl gern aufbereiten.

Erfahrungsgemäß geht das selten gut.

 

Cut! Jetzt kommt die Analyse:

Wer will hier was und vor allem warum?

Ein Fazit vorweg: Es ist leider dyse

Situation verfahren und dumm.

 

Grund 1: Der Fisch. Kann man immer brauchen.

Kann man Stäbchen draus machen, oder Labskaus.

Doch deswegen muss man nicht das Kriegsbeil rauchen,

der Fisch als Grund scheidet deshalb aus.

 

Grund 2: Das Öl. Dafür kann man schon mal

so wie die Amis über ein Stäätchen huschen,

denn Öl ist sowas wie der Heilige Gral.

Doch die Amis überfallen immer nur Luschen,

 

da ist der Cowboy eine richtige Muschi,

mit den Russen z.B. tun sie deshalb nicht raufen

und die Chinesen halt nicht mit den Erfindern des Sushi,

da kann man das Öl besser im Supermarkt kaufen.

 

Bleibt noch, ein anderes Land zu knechten,

um zu suggerieren dem eigenen Volk,

die Regierung bestünde aus tollen Hechten.

Komischer Ansatz, doch garantierter Erfolg.

 

Und so sitzen beide am Pokertisch,

können das „Faites vos jeux!“ kaum erwarten;

zu knabbern gibt’s lecker Senkaku-Fisch -

gucken wir mal den Jungs in die Karten.

 

Japan setzt auf den einzigen Trumpf,

dass die Amerikaner nicht zulassen können,

dass die blöden Chinesen stumpf

die Japsen killen und an Boden gewönnen.

 

Die Japaner ham nämlich bloß zehn Soldaten

und einen altersschwachen Kutter.

Ohne US-Heldentaten

wären die Jungs bloß Kanonenfutter.

 

Problem: Durch Pearl Harbour und Aufschwung Ost

konnte Japan die Amis nicht an sich binden.

Bedingt durch den Arbeitsplatzverlost

tun die Amis die Japsen scheiße finden.

 

Scheiße finden sie auch die Chinesen.

Doch käme es schließlich zum Konflikt,

vermute ich tun sie, als wär nix gewesen,

und dann wäre Japan so richtig gefickt.

 

Es gibt ja da unten noch weitere Staaten,

Taiwan, Philippinen und wie sie so heißen,

doch falls die Japaner da Hilfe erbaten,

was solln die denn machen – Steine schmeißen?

 

Die Chinesen sind viele und haben Gewehre

und Wirtschaftsmacht und den Kopf voller Flausen.

Denen kommt man nicht ohne Not in die Quere:

Da unten ham alle Muffensausen.

 

Zum Glück ist China nicht völlig verblendet

und würde sein Heer nicht so einfach verprassen.

Man weiß ja nie, wie ein Krieg mal so endet,

und sie müssen verkaufen! Sonst murren die Massen.

 

Da hat Kapitalismus auch mal was Gutes –

blutige Tshirts will niemand kaufen.

Sie müssen sich im Zaum halten, tut es

auch weh – wir können erst mal verschnaufen.

 

Meine Prognose: Ein Kompromiss

mit Vorteil für China, auf mehrere Arten.

Da mögen die Japsen auch schreien: Beschiss! -

Sie haben einfach die schlechteren Karten.

 

Vielleicht gehn sich beide auch auf den Senkel,

zehn Tote hier, zehn da, nicht mehr.

Das wird aber bloß ein kurzes Geplänkel

Danach: siehe oben. Und alle so: Yeah.

 

Just my 2ct.