Hamburg, 15.09.2012

 

Heute möchte ich über ein angesichts aktueller Bedrohungen und Katastrophen doch eher randseitiges Thema ramentern, nämlich die von der Boulevardpresse so getaufte „Homo-Ehe“.

 

Die Institution als solche tangiert mich eher hyperperipher, denn weder trage ich mich mit dem Gedanken, einen Geschlechtsgenossen zu ehelichen, noch engagiere ich mich übermäßig für die Rechte anderer. Womit ich aber Probleme habe, sind Lügen und Bigotterie bei Personen, denen ich Monat für Monat einen vierstelligen Betrag in die Hand drücke, auf dass sie damit unser Gemeinwesen verwalten und zur Blüte bringen. Also. „Homo-Ehe“.

 

Kurzzusammenfassung: 2001 wurde in Deutschland das Konstrukt der „eingetragenen Lebenspartnerschaft“ geschaffen. Elf Jahre später ist dem Gesetzgeber aufgefallen, dass man da wohl was vergessen hat, nämlich das restliche Gesetzesgerümpel an dieses neue Konstrukt anzupassen. Das ist so, als ob man eine Geschlechtsumwandlung von Frau zu Mann durchführt, indem man „Mann“ in den Pass schreibt und es dann elf Jahre dabei belässt – und dann fällt auf, dass da ja auch noch ein Schniepel drangehört, ein paar Hormone für den Bartwuchs vielleicht, und die Okolyten können eigentlich auch weg. Nun ja, jetzt ist es ihnen ja doch noch aufgefallen, und so sollen so um die 40 Gesetze aus allen möglichen Bereichen angepasst werden, indem man z.B. aus „Ehegatten können den Mietvertrag des gestorbenen Partners übernehmen“ halt „Ehegatten oder Lebenspartner“ macht. Macht ja auch Sinn, siehe oben das Schniepelbeispiel. Ohne rechtliche Konsequenz ist eine „Lebenspartnerschaft“ halt bloß ein lustiges Wort, da hätte man’s auch gleich ganz lassen können.

 

Nun haben die beiden Terrororganisationen mit dem „C“ im Namen ja traditionell ein latent verfassungsfeindliches Rechtsverständnis. Hinzu kommt dann noch ein Rollenbild, also in Bezug auf die Rolle von Mann und Frau, das unter bestimmten Umständen durchaus Sinn macht. Nämlich dann, wenn die Menschheit akut vom Aussterben bedroht und auf Grund niedrigen technischen Niveaus auf natürliche Reproduktion angewiesen ist. Nach einem Atomkrieg zum Beispiel. Kurzer Check: Aktuell grad kein Atomkrieg im Gange, 7.000.000.000 Menschen verschiedenster Geschlechter tummeln sich auf der Erde – eine Subventionierung verschiedengeschlechtlicher Verbindungen ist also gerade so nötig wie Hämorrhoiden.

 

Die Taliban unter den deutschen Politikern sehen das aber anders. „Regelfremde Lebensweise“ nennt z.B. der CSU-Abgeordnete Thomas Goppel das Zusammenleben von Menschen mit gleichen Chromosomen. Da wird’s dann auch für mich als Heterosexuellen brenzlig – dieser Fundamentalist schnüffelt nämlich in meinem Schlafzimmer rum. Und da bin ich eigen – wo ich meinen Schniepel so reinstecke, geht bestenfalls meine Freunde was an, garantiert nicht aber einen Bill-Gates-Klon und Raucher-Lobbyisten aus Dunkelbayern, der einfachste geographische und wirtschaftliche Zusammenhänge nicht auf die Kette kriegt. Ich unterstelle mal, dass Goppel einen attraktiven Hintern zu schätzen weiß – 40.000.000 Menschen vorzuschreiben, dass da aber keine Haare dran sein dürfen, ist Größenwahn par excellence.

 

Eher amüsant dann die weitere Argumentation der Fundamentalisten. Denkt denn niemand an die Kinder?!? Doch, z.B. Erwin Huber, ehemaliger CSU-Vorsitzender, dem zufolge Kinder von Vater und Mutter großgezogen werden müssen, damit etwas aus ihnen wird. Vermutlich war das aber kein ernst gemeinter Beitrag zur Debatte, sondern nur ein Nachtreten gegen seinen Nachfolger Horst Seehofer, denn dessen Tochter muss ja in Berlin vaterlos aufwachsen, weil ihr Erzeuger daheim in Ingolstadt bereits eine Familie hat.

 

Überhaupt, die armen Kinder – zum Scheitern verurteilt sind die, die in homosexuellen Haushalten aufwachsen. Zwar sind sie aus biologischen Gründen echte Wunschkinder und müssen, da homosexuelle Paare aus irgendwelchen Gründen mehr Geld verdienen, keine materielle Not leiden. Aber wieviel besser haben es doch Kinder aus christlichen Hartz-IV-Haushalten, die an heißen Sommertagen von Vati und Mutti liebevoll neben ihren Geschwistern in der erfrischenden Tiefkühltruhe drapiert werden!

 

Ach, ihr verwirrten CSUler… Andere Leute heiraten Gegenstände, und ihr habt ein Problem mit sich liebenden Männlein bzw. Weiblein. Lasst doch der Liebe ihren Lauf und plätschert fröhlich in eurem Sumpf aus Korruption und Vetternwirtschaft, oder trinkt einen erfrischenden Minztee mit euren Gesinnungsgenossen von der Jamiat Ulema-e-Islam, aber lasst uns, die Leistungsträger dieses Staates, bitte mit euren mittelalterlichen Vorstellungen eines straff geführten Gottesstaates in Ruhe. Geht einfach weg. Wir wuppen das schon. Vielen Dank.