Hamburg, 29.08.2012

 

Also Ernährung ist mir ja ein liebes Thema. Ich persönlich neige da nicht zu extremen Ansichten, ich tendiere zwar zu vegetarischem Essen, aber eine Salamipizza schubse ich nicht von der Bettkante, und wer mir im Sommer das Grillen verbieten will, kommt gleich mit auf den Rost. Privat vegan bekocht zu werden ist übrigens super, allerdings primär deswegen, weil sich Veganer viele Gedanken um’s Kochen machen und darum oft spannende Sachen zaubern.

 

Neulich kam diesbzgl. eine der letzten Foodwatch-Kampagnen als Thema auf den Tisch. Gelatine als Verdickungsmittel geht mir ansatzweise am Arsch vorbei. „Ansatzweise“ deshalb, weil ich nicht so gut im Verdrängen bin und für meinen morgentlichen Frischkäse nun mal Rinderhäute und Schweineknochen eingekocht werden. Na ja, Bayern essen noch ekligere Sachen, also was soll’s. Auch das Thema Mischkontamination tangiert mich als Vielesfresser nicht sonderlich, aber dass man sich da als Veganer Gedanken zu macht, ist wohl nachvollziehbar.

 

Es gibt da aber ein gesamtgesellschaftliches Problem. Muss man, nur weil man dazu in der Lage ist, vor dem Kauf die Zutatenliste jedes Produkts lesen und unbekannte Begriffe nachschlagen, nur um hinterher nicht meckern zu dürfen? Und wenn man das als nachrichtenlesender Alphabet schon nicht tut, was ist dann mit den ganzen Amöben, die am Samstagmittag in Trainingsanzug und Badelatschen den Wocheneinkauf tätigen? Und Leuten, die wegen der mittlerweile üblichen Unterbezahlung mehr auf den Preis als auf den Inhalt achten müssen? Und teildementen Ommas und grundverwirrten Jugendlichen? Sollen die alle beim Einkauf ein 200seitiges Manual mit sich führen, nur um darüber aufgeklärt zu werden, dass vorne auf der Verpackung zwar ein Essen aus natürlichen Zutaten suggeriert wird, hinten im Kleingedruckten aber verklausuliert wird, dass da nur Müll und komisches Zeugs drin sind? Ja, man kann sich über alles informieren. Aber muss man das? Entsteht irgendwem ein nachvollziehbarer Schaden, wenn im Supermarkt in verständlichen Worten draufsteht, was drin ist? Gut, hin und wieder bleibt dann vielleicht ein Produkt im Regal stehen, aber ist das für die Gesellschaft ein Schaden?

 

Also, konkret gefragt –

 

Muss in Maggi Tomatencremesuppe Speck drin sein?

 

Müssen in Mehl Vogelfedern drin sein?

 

Müssen in funnyfrisch Chips Wild, Schwein und Rind drin sein?

 

Das sind nur die drei Produkte, an denen sich Foodwatch grad hochzieht. Gibt bestimmt gar wichtige Gründe, warum der Krempel da drin sein muss, und ich würd’s wohl auch trotzdem kaufen, aber – ich wüsst’s gern. Und nicht erst durch intensives Wikipedia-Studium oder den Foodwatch-Newsletter. Ist das zu viel verlangt? Ist es im Sinne der Steuerzahler, der Wähler und der Menschen, verarscht zu werden, nur damit ausreichend Chipstüten verkauft werden? Hm.